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Pseudolinke Männerbünde

– Geschrieben aus cis-männlicher Perspektive. Ich war kein Vereinsmitglied aber regelmäßig Gast und Unterstützer des Sabots bei verschiedenen Gelegenheiten. –

Er sieht mich. Er macht mir ein Kompliment. Natürlich sagt er nicht, dass ich hübsch sei oder intelligent oder freundlich. Nein. Sowas richtig „männliches“: Er sieht mich beim Boxen und fragt, ob ich nicht mal mit auf den Acker* kommen wolle.

Natürlich steht er dabei über mir. Er ist da ja erfahren, macht sowas ständig – oder redet zumindest ständig darüber. Und wer einlädt, der (bewusst nicht gegendert) weiß ja was läuft und bewacht das Tor.

Und was mache ich jetzt damit? Lache ich darüber, weil ich Fußball und das Drumherum dämlich finde? Lehne ich es ab, weil ich es ablehne andere zu verletzten oder selbst verletzt zu werden?

Nein. Ich bin stolz. Er hat mich gesehen. Er schätzt mich scheinbar. Traut mir etwas zu, dieser krasse Typ. Der Macker in meiner Brust schnurrt. Das müsste doch ein guter und korrekter Kerl sein. Zumindest zu mir.

Doch. Ich bin ignorant. Er hat mich durchschaut. Er hat mich eingewickelt. Findet mich vielleicht nützlich, dieser miese Typ. Der Macker in meiner Brust ist sein Verbündeter. Ich kann kein empathischer und verlässlicher Ally sein. Zumindest nicht so.

*Synonym für verabredete Schlägereien im Hooligan-Kontext

Sie weint

Bin ich unsicher oder feige? Mit „respektvoll“ hat es nichts zu tun. Ich sehe sie weinen. Ich sehe ihren Körper sich zusammenziehen, verkrampfen. Manchmal wird jemand laut, aber ich bleibe immer still.

Wir sitzen im Plenum oder an der Theke. Ist es der Verein, der alle so fertig macht? Wohl eher die Eminenz, der Papst und Stählerne. Er, der sich bei den Ausgebrannten beklagt alles allein machen zu müssen und zeitgleich seine Position bissig verteidigt. Er, der Selbstaufgabe einfordert und selbst die Fäden zieht.

Ich sitze daneben und höre es, sehe, dass Menschen, die ich mag (oder zu denen ich aufblicke?), leiden.

Ich sollte wissen, dass da etwas schrecklich schief läuft. Aber ich will es nicht wissen. Dass ich mich nicht hineinbegebe, ist keine „Weisheit“ oder „Schläue“. Dass ich still bleibe, ist keine „Demut“. Ich bin faul und feige und statt mit wundervollen und lieben Menschen für einen wirklichen Freiraum zu streiten, bleibe ich am Rand sitzen und konsumiere den Anschein.

Ich bleibe still und sie weint.